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Alpine Gesteine

Unter dem Sammelbegriff "Alpine Gesteine" wird hier Rohmaterial vorgestellt, das im Laufe des Neolithikums seinen Weg von den Alpen oder anderen weit entfernten Gebirgen ins Rheinland fand. Artefakte aus solchem Gestein tauchen iin der Regel als Einzelfunde auf. Zeitlich liegen die Schwerpunkte im späten Neolithikum.

Jadeit

Die Gesteine der Jadeit- und Nephritgruppen sind durch Metamorphose unter hohem Druck bei relativ niedriger Temperatur entstanden. Zu ihnen gehören u.a. Jadeit, Eklogit und Omphacitit. Ihre Farbskala geht über den gesamten Bereich der Grüntöne. Jadeit ist im Farbton gewöhnlich heller als Eklogit. Das feste und sehr harte Gestein wurde im Neolithikum zu Klingen von Arbeitsbeilen aber auch zu den bekannten, aufwendig geschliffenen "Prunkbeilklingen" verarbeitet.

Diese wunderschönen Beilklingen wurden an vielen Orten West- und Mitteleuropas, bis hin nach Schottland, gefunden. In manchen Gebieten gibt es Fundkonzentrationen, im Rheinland liegt eine solche vor. Man vermutet, die vorgeschichtlichen Eliten hätten durch Weitergabe der Stücke ihre sozialen Strukturen gefestigt. Die Beile blieben oft mehrere hundert Jahre im Umlauf.
Lange Zeit waren in Europa keine Jadeit-Vorkommen bekannt. Im Jahre 2003 entdeckten die französischen Archäologen Pierre und Anne-Marie Pétrequin primäre Lagerstätten des Gesteins am Monte Viso in Piemont und um den Monte Beigua in Ligurien. Sie konnten an beiden Stellen auch neolithische Steinbrüche und Bearbeitungsateliers nachweisen. Die Abbaustellen am Monte Viso bei Oncino-Porco, -Bulè und -Milanese liegen jenseits der Baumgrenze auf 2000 bis 2400 m Höhe und wurden zwischen 5200 und 4000 v. Chr. betrieben. (Pétrequin P., Pétrequin A.M., Errera M., Klassen L. 2007)

Nackenbruchstück eine Beilklinge aus Jadeit, das Stück hat, typisch für das Material, kaum Verwitterungsspuren.

Die Bruchstelle in einer vergrößerten Darstellung.

Jadeitit vom Monte Viso.

Jadeitit aus dem italienischen Voltri-Massiv in Ligurien. Das Rohmaterial ist äußerst unscheinbar, selbst die grüne Farbe läßt sich nur erahnen.

Eklogit

Eklogit ist ein Hochdruck-Metamorphit, das maßgeblich aus grünem Omphacit und rotem Granat besteht aber frei von Plagioklas ist. Auffällig ist die hohe Dichte von 3,3 g/cm³ oder mehr. Er ist damit das dichteste aller Silikatgesteine, das an der Erdoberfläche aufgeschlossen ist. Ähnlich wie Jadeitit ist das Material sehr hart und beständig, verwittert kaum.

Bruchstück einer Eklogit-Beilklinge. Bei genauem Hinsehen erkennt man die roten Granatanteile im grünen Omphacit.

Serpentinit

Serpentinite sind metamorphe Gesteine, die sich hauptsächlich aus der Umwandlung von Peridotiten unter Einwirkung von Druck und Temperaturen in der Tiefe (Erdmantel) gebildet haben. Ihre mineralogischen Hauptbestandteile sind Serpentinminerale, unter anderem Chrysotil, Klinochrysotil, Orthochrysotil, Parachrysotil, Lizardit oder Antigorit, von denen der Name auf diese Gesteinsgruppe übertragen wurde. Neben den genannten Hauptmineralien finden sich in Serpentiniten häufig Magnetit oder Hämatit in beträchtlichen Anteilen. Der Magnetitanteil kann bei dunklen Serpentiniten dazu führen, dass ein Magnet in unmittelbarer Nähe zu Gestein spürbar anspricht.
Die Farbe ist meist grün, es gibt aber auch rötliche, sogar schwarze Varianten. Die Textur kann durch eingelagerte Mineralien ein gebändertes Aussehen haben. In der Lagerstätte können als Begleitgesteine Chloritschiefer, Talkgesteine, Talk-Aktinolith-Gesteine oder Amphibolgesteine auftauchen. Die Haptik des Gesteins ist seltsam fettig, wie Talkum.

Serpentinit steht nicht in den das Rheinland umgebenden Mittelgebirgen an. Es kommt auch nicht im Geröll der Schotterterrassen der Rheinischen Bucht vor. Europäische Vorkommen gibt es in den Westalpen, in Sachsen, Oberfranken und der Oberpfalz. Im Alpenvorland finden sich Beilklingen aus Serpentinit häufig auf in Zusammenhang mit spätneolothischen Kulturkreisen, so auch in Pfahlbausiedlungen.

Weil das Gestein so weich ist, kann man es auf der Drechselbank bearbeiten. In Sachsen wurden auf diese Weise vom Zöblitzer Serpentinit Gefäße und Figuren gedreht.

Die Beilklinge aus Serpentinit spricht deutlich auf einen Permanentmagnet an.

Literatur:

Pétrequin P., Pétrequin A.M., Errera M., Klassen L. (2007): Naturwissenschaftliche Analysen an neolithischen Jadeitbeilen. In: Archäologie im Rheinland 2006. Stuttgart 2007, 58-60

Vinx R. (2008), Gesteinsbestimmung im Gelände. Heidelberg 2008