Neolithische Steinäxte

Äxte sind durchlochte Schlaggeräte.
Die ersten durchbohrten Axtklingen traten im Mesolithikum auf. Bei ihnen wurde die Bohrung durch Picktechnik hergestellt. Der Querschnitt solcher Bohrungen ist doppelkonisch, sanduhrförmig. Im Neolithikum wurden die Schaftlöcher überwiegend in Kernbohrtechnik ausgeführt. Diese Bohrlöcher haben einen zylindrischen,konischen, manchmal auch  doppelkonischen Verlauf.

Eine Axtklinge, hergestellt aus einem grünlichen Metamorphit.  In den homogenen Gesteinskörper sind längliche, in eine Richtung verlaufende, dunkle Körner eingebettet. Es ergibt sich der Eindruck einer im Fluß erstarrten Gesteinsschmelze, die später im Erdinneren bei hoher Temperatur und hohem Druck eine Metamorphose durchlaufen hat. Sollte ein Leser das Material bestimmen können, bitte ich höflich um Benachrichtigung.
Es handelt sich bei der Axt um einen Einzelfund. Es gibt also keine Beifunde, die eine zeitliche Einordnung erleichtern würden. Die Oberfläche des Nackens ist nicht glatt und geschliffen wie an allen übrigen Stellen des Artefaktes, sondern genarbt mit mattem Glanz. Dies deutet auf Schlagbeanspruchung mit einem verhältnismäßig weichen Gegenstand hin. Es könnte sich um einen sogananntes Setz- oder Breitkeil handeln. Man vermutet, daß solche Geräte als Spaltkeile in der Holzverarbeitung eingesetzt wurden. Der Keil wurde in Faserrichtung auf einen Baumstamm angesetzt und mit einem Schegel ins Holz getrieben. Auf diese Weise konnte man Balken und Bretter herstellen.
Bei neuwertigen Setzkeilen ist der Abstand von der Bohrung bis zur Schneide wesentlich größer als bei diesem Stück, man kennt Keile mit einer Gesamtlänge von 50cm. Dieses Gerät ist also schon zum wiederholten Male nachgeschliffen worden und hat fast das Ende seiner Gebrauchszeit erreicht. Die Wandung zwischen Schneidenflanken und Schaftloch ist schon bedrohlich dünn geworden. Trotzdem ist die noch einmal messerscharf geschliffen worden. Ich vermute, daß der Keil seine letzte Verwendung als Grabbeigabe gefunden hat.
Geräte dieser Form, bekannt als Rössener Breitkeile, werden allgemein ins Mittelneolithikum datiert.
Das Stück ist 150 mm lang und hat ein Gewicht von 1043 g. Die Bohrung hat einen konischen Verlauf mit einem Durchmesser von 24 bis 27 mm.

Eine Axt, die aus zwei Einzelfunden zusammengesetzt wurde. Der Fundort des Nackens lag etwa 200 m vom Fundplatz der Schneide entfernt. Die Bohrung hat einen langovalen Querschnitt . Eine Axt mit solcher Bohrung ist im Rheinland meines Wissens bis heute noch nicht gefunden worden.
Die Stücke, die ich in der Umgebung des Fundortes aufgelesen habe, deuten mit einem beträchtlichen Anteil an Lousberg-Artefakten auf ein spätes Neolithikum. Und so ist es nicht verwunderlich, daß eine dem Fundstück ähnliche Axt dem Steinkammergrab von Lohra, gelegen beim nordhessischen Marburg, entstammt. Dieses wird der spätneolithischen Wartberg-Kultur zugeschrieben.
André Grisse, ein Archäologe aus Luxemburg, der sich speziell mit durchlochten Steingeräten beschäftigt, bestimmte das Gerät als Doppelaxt (D-Axt). Zeitlich ordnet er den Fund in die späte Jungsteinzeit. etwa 3300 v. Chr. ein. Das Stück hat eine Länge von 160 mm und ein Gewicht von 369 g.

Bruchstück einer Axt aus Basalt. Das Fragment ist sehr stark verwittert. Vermutlich handelt sich um den Rest eines Setzkeiles.
Gewicht: 105 g, Länge: 49 mm.

Bruchstück einer großen, breit-flachen Dechselklinge aus Quarzit. Es handelt sich um einen Einzelfund aus der Gegend von Titz. Dort gibt es sowohl alt-, als auch mittelneolithische Siedlungsstellen.
Die Klinge ist 75mm lang und hat ein Gewicht von 144g.

Literatur:

Fiedler L., (1979): Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland. In: Rheinische Ausgrabungen Band 19 - Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes III, Köln. 53-190.

Grisse A., (2006): Früh- und mittelkupferzeitliche Streitäxte im westlichen Mitteleuropa. Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde Band 82, Bonn.

Zápotocký M., (1992): Streitäxte des mitteleuropäischen Äneolithikums. Quellen und Forschungen zur prähistorischen und provinzialrömischen Archäologie, Band 6. Acta Humaniora. Weinheim