Nordischer Flint
Baltischer oder nordischer Flint entstammt ursprünglich den Formationen der Kreide und des Tertiär im Ost- und Nordseeraum. Beeindruckende Aufschlüsse kann man beispielsweise an den Kreidefelsen der Ostseeinsel Rügen sehen. So erstaunt es nicht, daß im norddeutschen Raum die weitaus meisten Feuerstein-Artefakte aus baltischem Flint bestehen.
Obwohl die Vorkommen weit vom Rheinland entfernt liegen, tauchen ab und zu Artefakte aus baltischem Flint auf rheinischen Fundstellen auf. Das Material wanderte in der Eiszeit als Geschiebe der Gletscher bis an die Grenze des weitesten Eisvorstoßes, und die liegt bei uns in der Krefelder Gegend.
Die Bilder und Erklärungen der Feuersteinsorten von den originären Vorkommen stellte mir freundlicherweise mein dänischer Sammlerfreund Steen Agersø zur Verfügung.
Moränen- oder Geschiebe-Feuerstein
Der Feuerstein aus den Geschieben, die am Fuß der eiszeitlichen Gletscher in Moränen mächtige Geröllmassen hinterlassen haben, ist meist kleinstückig und durch die mechanische Beanspruchung beim Transport häufig von Rissen durchzogen. Je weiter das Material vom Ursprungsort fortbewegt wurde, um so schlechter ist die Qualität.
Wo es keine primären Feuerstein-Quellen gab, aber Moränenflint annehmbarer Qualität vorkam, wurde im Neolithikum sogar Bergbau auf diese sekundären Lagerstätten getrieben, so bei Bergheide im Kreis Finsterwalde und bei Bottmersdorf Kreis Wanzleben. Wie beim Schotterflint, so ist es auch beim Moränen-Feuerstein nicht leicht, manchmal sogar unmöglich, Rückschlüsse auf das Primärvorkommen des Gesteins zu ziehen.
Während der vorletzten Kaltzeit, der Saale-Eiszeit stieß das Eis während des Drenthe-Vorstoßes vor rund 300.000 Jahren bis in die Düsseldorfer Gegend vor. Von den am Niederrhein lebenden Menschen wurde das Material, besonders im Paläolithikum und dem Mesolithikum rege als Rohstoff genutzt. Es wird mit den umherziehenden Wildbeutern dieser Zeit durchaus auch in die Kölner Bucht gelangt sein. Allerdings ist es schwierig, den zu kleinen Artefakten verarbeiteten Geschiebeflint eindeutig von manchen im Rheinland vorkommenden Feuersteinsorten mit feinkörniger oder glasiger Struktur zu unterscheiden.
Auf dem folgenden Bild sieht man links einen Abschlag aus Baltischen Flint, gefunden in Mecklenburg, rechts einen Abschlag aus Hellgrau-Belgischem Feuerstein von einem spätneolithischen Fundplatz bei Jülich.
Falsterflint
Der gebänderte Falsterflint hat sein wichtigstes Primärvorkommen bei Hasselø im Süden der dänischen Ostseeinsel Falster. Der Feuerstein hat Ähnlichkeiten mit dem berühmten Krzemionki-Flint aus dem Swietokrzyzkie-Gebirge im östlichen Polen, der aber eine wildere Bänderung zeigt und im Gegensatz zu Falster-Flint immer außen eine helle Schicht hat.
Ein von Steen Agersø präpariertes Rohmaterial-Stück aus Falsterflint
Ein großes Dünnacken-Beil aus Falsterflint mit typischer Moorpatina. Die Klinge ist 20cm lang und wiegt 1 Kilogramm
Auf dem Detailfoto sieht man die ringförmige Bänderung
Bryozoenflint
Den Bryozoen-Flint (Dänisch bryozoflint) kann man dank seines charakteristischen Aussehens leicht bestimmen. In dem transluziden Stein sind zahlreiche Fossilien urzeitlicher Moostierchen, der Bryozoen, eingelagert. Ein wichtiges Primärvorkommen liegt bei Klintholm an der Ostküste der Insel Fyn (Fünen). Der Flint kommt hier in Kalkschichten des oberen Danium, der untersten Stufe des Paläozän (66 - 61,6 mya), vor.
Handstück aus Bryozoenflint
Auf der Nahaufnahme sieht man deutlich die fossilen Moostierchen
Senonflint
Seinen Namen trägt der Senonflint von der Bezeichnung einer geologischen Schicht der Oberkreide. Neuere Forschungen stellen diesen Feuerstein allerdings ins Maastricht, eine etwas jüngere Formation der Kreide.
Charakteristisch für das glänzende und extrem feinkörnige Material ist graue Farbe und die sehr dünne Rinde.
Der Feuerstein kommt an den Kreidesteilküsten der Insel Møn und der Halbinsel Stevns auf Seeland vor.
Klingen, hergestellt aus Senon-Flint
Die Detailaufnahme zeigt die dünne Rinde
Literatur:
Petersen P.V.: Flint fra Danmarks oltid. 2. Auflage, 1999