Neolithische Feuerschlagsteine

Das Feuer als Licht- und Energiequelle ist der Menschheit seit dem Altpaläolithikum bekannt. In der Steinzeit gab es verschiedene Methoden um ein Feuer zu entfachen. Bekannt ist beispielsweise das sogenannte Feuerbohren, bei dem ein Holzstab gegen ein Widerlager so lange gedreht wurde, bis die Reibungshitze den Flammpunkt eines Zunderstücks überstieg und es entzündete. Dieses Verfahren ist für das Neolithikum in Deutschland aber durch keinen einzigen Fund belegt.
Sehr wohl belegt ist aber das Feuerschlagen. Perkussionsfeuerzeuge, bestehend aus einem Schlagstein aus Feuerstein (daher stammt übrigens die Bezeichnung), einer Schwefelkiesknolle und einem leicht entzündlichen "Initialbrennstoff", wie beispielsweise getrocknetem Zunderschwamm, sind seit dem Mittelpaläolithikum nachgewiesen. (Weiner J, Floss H. 2004). Mit dem Feuerschlagstein wird ein Funken aus der Markasitknolle geschlagen, der dann auf den trockenen Zunder überspringt und dort eine glimmende Stelle hinterläßt. Im Prinzip war dieses Verfahren bis zur Erfindung der Zündhölzer zu Anfang des 19. Jahrhunderts die einzig gängige Methode, Feuer zu erzeugen.
Typische neolithische Feuerschlagsteine besitzen eine langschmale "Fingerform". Eines oder beide Enden sind durch den Gebrauch stark vernarbt und verrundet. Neben diesen "Reisefeuerzeugen" wurden auf den Siedlungsstellen natürlich auch andere Feuerstein-Artefakte, wie Klopfsteine aus Restkernen, zum Funkenschlagen benutzt. Der Nachweis dieser speziellen Funktion fällt allerdings schwer. Die Schwefelkies-Knollen verändern im feuchten Erdboden ihre chemische Struktur, übrig bleibt nur rostig-braunes Eisenoxyd. In geschützer Umgebung, wie in ehemals von Menschen besiedelten Höhlen, sind steinzeitlich Perkussionsfeuerzeuge aber aufgefunden und untersucht worden.

Feuerschlagstein von einer jungneolithischen Fundstelle

In der Vergrößerung erkennt man gut die typische Verrundung am Funktionsende.
Aus einem anderen Blickwinkel gesehen:
Neolithischer Feuerschlagstein aus braun patinierten Feuerstein vom Rijckholt-Typ. Am Fundort liegt Staunässeboden vor, der mit Torfpartikeln durchmischt ist. Daher stammt wohl die braune Farbe.
Auch dieses Exemplar hat deutlich verrundete Gebrauchsspuren am Funktionsende.
Ein weiteres Merkmal von steinzeitlichen Feuerschlagsteinen ist Griffglanz, wie er hier auf der Ventralseite des Geräts zu sehen ist. Die wertvollen Steine wurden wohl über lange Zeit benutzt und waren im wahrsten Sinne abgegriffen. Wahrscheinlich wurden sie in einem Beutel zusammen mit Schwefelkies und Zunderschwamm aufbewahrt.
Dieser Feuerschlagstein wurde aus einer geschliffenen Beilklinge aus Feuerstein vom Rijckholt-Typ hergerichtet. Der Fundort liegt bei enem jungneolithischen Erdwerk.
Das Funkionsende mit der Gebrauchsspur.
Literatur:

Fiedler L., (1979): Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland. In: Rheinische Ausgrabungen Band 19 - Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes III, Köln. 53-190.
Weiner J., Floss H., 2004: Eine Schwefelkiesknolle aus dem Aurignacien von Vogelherd, Baden-Wütremberg - Zu den Anfängen der Feuererzeugung im europäischen Paläolithikum. In: Archäologische Informationen 27/1. 59-78.
Weiner J., 2006: Ein "eigenartiges" Steingerät aus Obourg-Feuerstein. In: Archäologie im Rheinland 2005. 38-39