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Sonderformen

Schlagsteine und Quetscher

Hier stelle ich Felsgestein-Artefakte vor, deren Bestimmungszweck nicht abschließend geklärt ist. In der Literatur kommen sie als Schlagsteine, Quetschsteine, Reibsteine, Nußknacker u.ä. vor. Auch zeitlich lassen sich diese Artefakte nur schlecht zuordnen. Als Oberflächenfunde tauchen sie vornehmlich auf Plätzen des späten Neolithikums bis in die Metallzeiten auf.

Die größten dieser Steine haben etwa die Größe einer ausgewachsenen Männerfaust, die kleinsten die eines Golfballs. Sie haben eine kugelartige Form, oft mit einer Tendenz zum abgerundeten Würfel. Sie bestehen meist aus Sandstein, seltener aus Quarzit. Die Oberfläche ist manchmal rau, ein andermal glatt. Die Oberfläche des Ausgangsmaterials ist nur selten zu erkennen. Wenn doch, sieht man oft eine Geröllrinde. Schliffreste von Mahlsteinen sind seltener. Das Umfunktionieren von Mahlsteinresten zu Schlagsteinen, das im frühen Neolithikum noch üblich war, ist auf den späneolithischen und metallzeitlichen Fundstellen nur noch selten zu beobachten.

In Pollendiagrammen sehen wir, dass auch in der späten Jungsteinzeit Getreide angebaut wurde, Mahlsteinfunde werden jedoch im Vergleich zum Altneolithikum selten. Man wird das Getreide also anders verwertet haben. Möglicherweise haben die Menschen nicht mehr lange Zeit an einem Ort gelebt. Der Anteil von Viehzucht zum Lebensunterhalt war höher als im Alt- und Mittelneolithikum. Bei mobiler, vielleicht halbnomadischer Lebensweise waren leichtere Geräte zur Getreideverarbeitung günstiger in Handhabung und Transport als schwere Mahlsteine.

Obwohl derartige Steine auch bei Ausgrabungen häufig in den Befunden auftreten, ist über sie in der Literatur nur wenig zu lesen. In Listen werden sie zwar zahlenmäßig erfasst, besprochen jedoch nicht.

Pickgruben

Eine andere relativ wenig beschriebene Gerätekategorie sind die Pickgruben und Muldensteine. Die nebenstehende doppelseitige Pickgrube stammt von einer auch mittelneolithisch belegten Fundstelle in der Jülicher Gegend. Die Größe beträgt 134x120x44 mm bei einem Gewicht von 1213 g. Die Vertiefungen befinden sich zentral  auf den Breitseiten, wobei die eine relativ flach ist, die gegenüber liegende tief mit steilen Rändern ausgeführt wurde. Alle Seiten weisen zumindest partiellen Schliff auf. Wahrscheinlich wurde das Stück aus einem etwa quadratischen Mahlsteinbruchstück hergestellt. Beim Gestein handelt es sich um quarzitisch gebundenen Sandstein, eventuell um Eschweiler Kohlensandstein (EKS). Die Pickgrube entspricht den von B. Gehlen beschriebenen Exemplaren (B. Gehlen 2009).

Dieses scheibenförmige Artefakt stammt von einer jung- bis spätneolithischen Siedlungsstelle bei Niederzier. Das Quarzitgeröll trägt auf beiden Breitseiten eingekerbte längliche Vertiefungen, die sich in ähnlicher Form entlang des Umfangs regelmäßig aneinanderreihen. Auf den Breitseiten ist die Geröllrinde überwiegend unverletzt, die Schmalseite ist vollständig mit Kerben und Schlagnarben bedeckt. Der größte Durchmesser des Geräts beträgt 66 mm, die Dicke 40 mm. Das Artefakt wiegt 260 g.

Ein Schlagstein aus sehr feinkörnigem Quarzit mit einseitiger nur 1,5 mm tiefer Pickgrube. Am Fundplatz kommen Artefakte der Linearbandkeramik und des Spätneolithikums vor.

Das Stück hat einen Durchmesser von 55 mm, es wiegt 217 g.

Pfeilschaftglätter und Rillensteine

Unter Pfeilschaftglättern versteht man Geräte aus Sandsteinen unterschiedlicher Härte mit einer geraden und einer gewölbten Fläche. Parallel zur Längsachse verläuft auf der geraden Fläche eine U-förmige Rille. Diese Fläche ist überschliffen, was auf eine paarige Nutzung solcher Stücke hinweist. (Gehlen B. 2009, 489) Diese Merkmale treffen auf das links gezeigte Artefakt zu. Der 96 mm lange und 246 g schwere Pfeilschaftglätter stammt von einer bandkeramischen Siedlung im Dürener Raum.
Beim rechts gezeigten Objekt aus feinkörnigem, relativ locker gebundenem Sandstein ist die Rille V-förmig. Es treffen nicht alle für Pfeilschaftglätter beschriebenen Merkmale zu. Es wird sich um einen sogenannten Rillenstein handeln. Er könnte dazu gedient haben, Geräte aus organischen Materialien, wie z.B. Nadeln, anzuspitzen. Das 102 mm lange und 110 g schwere Stück stammt von einer Stelle mit mesolithischen und spätneolithischen Funden.
Sowohl Pfeilschaftglätter als auch Rillensteine sind im Rheinland selten zu finden.

Literatur:

Gehlen B. (2009): Arbeitsprozesse und Arbeitsteilung - Die Felsgesteininventare aus den Rössener Siedlungen. In: A. Zimmermann (Hrsg.) Studien zu Alt- und Mittelneolithikum im Rheinischen Braunkohlenrevier. Rahden/Westf. 2009