Jungneolithische Pfeilspitzen
Ihre Form knüpft an die der mittelneolithischen Spitzen an, sie sind aber oft länger und schmaler. Man könnte ihr Aussehen als blattförmig beschreiben. Nach meiner Erfahrung sind die jungneolithischen Pfeilspitzen die größten der Jungsteinzeit. Das typische Gewicht von Pfeilspitzen ist nach oben begrenzt. Geht man von einem normal dimensionierten Langbogen mit einer Schußkraft von etwa 300N aus, so liegt das Maximalgewicht einer steinernen Pfeilspitze etwa bei 8g. Die experimentelle Archäologie kommt zu ähnlichen Ergebnissen. (Weiner J. 2006)
Eine wirklich typische Pfeilspitze der Michelsberger Kultur. Das Material ist Rijckholt-Feuerstein,
sie wiegt 6,6 g und ist 47 mm lang.
Jungneolithische Pfeilspitze von langschmaler Form.
Die Länge beträgt 44 mm und das Gewicht ist 3,8 g.
Diese Pfeilspitze aus Rijckholt-Feuerstein stammt von einer jungneolithischen Fundkonzentration bei Jülich.
Die Länge beträgt 43 mm und das Gewicht ist 3,4 g.
Diese Spitze stammt aus der Gegend einer jung- bis spätneolithischen Fundstelle. Durch den feuchten Staunässeboden ist der eigentlich graue Rijckholt-Feuerstein braun patiniert.
Gewicht: 7,6 g, Länge: 43 mm
Eine Pfeilspitze, gefunden im Umfeld eines neolithischen Erdwerks.
Rohmaterial ist Silex Bartonien aus dem Pariser Becken. Das Gestein erkennt man an der bräunlichen Farbe, einer zarten Bänderung und an eingelagerten Oogonien. Eine Besonderheit bei dem Stück ist die intentionelle Wärmebehandlung des Steins. Beim sogenannten "Tempern" wird das Gestein über eine gewisse Zeit auf Temperaturen zwischen 280 und 350 Grad Celsius erwärmt, dadurch sollen sich die Bearbeitungseigenschaften verbessern. Man erkennt Temperung an der Beschaffenheit der Gesteinsoberfläche: die nach der Wärmebehandlung herausgearbeiteten Negative weisen einen deutlichen Fettglanz auf, wogegen die übrige Oberfläche matt ist. (Weiner J. 1985)
Gewicht: 4,0 g, Länge: 37 mm
Spät- und endneolithische Pfeilspitzen
Obwohl das Rheinland auch im Spätneolithikum besiedelt war, gibt es für diese Zeit eine Forschungslücke. Zahlreiche Oberflächenfunde von Beilklingen aus Lousberg- und Valkenburger Feuerstein, die wahrscheinlich spätneolithischer Zeitstellung sind, belegen die Anwesenheit von Menschen. Spätneolithische Siedlungen oder Gräber sind aber bis heute nicht mit Sicherheit bekannt. Ich vergleiche meine Fundstücke aus diesem Grund auch mit Pfeilspitzen der Vlaardinger- und Stein-Gruppen aus den Niederlanden der S.O.M-Kultur in Belgien und Nordfrankreich oder der Wartberg-Kultur, die in Nordhessen weit verbreitet war.
Extrem langschmale Pfeilspitzen mit Schäftungsdorn findet man nicht häufig im Rheinland. Diese stammt von einer Fundstelle bei Niederzier, an der großformatige Rijckholt-Klingen benutzt wurden. Das Rohmaterial der Pfeilspitze ist ein sehr typischer Rijckholt-Flint.
Gewicht: 4,9 g, Länge: 47 mm
Sehr große dreieckige Pfeilspitze, wahrscheinlich jung- bis spätneolithisch. Länge: 35 mm, Gewicht: 4 g
Diese Pfeilspitze dürfte spätneolithischen Ursprungs sein. Die breite Schäftungszunge erinnert an Spitzen der Wartberg-Kultur.
Das Artefakt ist 53 mm lang und wiegt 5,3 g.
Eine dreieckige, flächenretuschierte Pfeilspitze aus glasigem Feuerstein, vielleicht nordischer Flint, der in den Endmoränen bei Düsseldorf und Krefeld vorkommt. Die Geschoßspitze wiegt 3,4 g und ist 29 mm lang.
Pfeilspitzen dieser Form gehören zum Inventar der spätneolithischen Gruppe Gord, deren Kulturträger in der Pariser Bucht lebten. Eventuell könnte man die Spitze auch der Seine-Oise-Marne-Kultur zuordnen. Beim Rohmaterial handelt es sich wahrscheinlich um hellgrau-belgischen Feuerstein. Das Geschoß von einer Fundstelle bei Jülich wiegt 2,0 g und ist 28 mm lang.
Eine Pfeilspitze mit Schäftungsdorn. Beim Rohmaterial scheint es sich um Feuerstein von Le Grand-Pressigny zu handeln. Wenn das stimmt, könnte sie im Endneolithikum vielleicht zusmmen mit einem der bekannten Spandolche aus Zentralfrankreich ins Rheinland gekommen sein. Länge: 29 mm, Gewicht: 2,9 g
Das ist eine gestielte Pfeilspitze, die verbrannt und kalziniert ist, deshalb die weiße Farbe. Das Artefakt könnte endneolithisch sein, ähnliche Spitzen tauchen aber auch schon auf Fundplätzen der niederländischen Vlaardingen-Kultur (3500 - 3000 v.Chr.) auf. Vlaardingen-Funde in Hasselsweiler bei Jülich beweisen, daß Menschen dieses Kulturkreises bis ins Rheinland gekommen sind.
Die Spitze ist 24 mm lang und wiegt 1,6 g.
Ähnliche Querschneider kommen vom Fundplatz Hekelingen3 der Vlaardinger Gruppe oder vom namengebenden Fundort der Stein-Gruppe, beide in den Niederlanden. Querschneider gehörten auch zum Standardinventar der S.O.M.-Kultur. Das Stück wird also spätneolithisch sein.
Das Geschoß wiegt 1,3 g und ist 20 mm lang.
Diese querschneidende Pfeolspitze hat man aus einem Abschlag einer geschliffenen Beilklinge hergestellt. Auf jeden Fall spätneolithisch. Lämge: 24 mm, Gewicht: 1,6 g.
Flächenretuschierte Pfeilspitze mit konkav eingezogener Basis. Wahrscheinlich Endneolithikum. Gewicht: 1,4 g, Länge: 25 mm
Geflügelte Pfeilspitze mit Schäftungsdorn, hergestellt aus Schotterflint.
Länge: 31 mm, Gewicht: 2,5 g.
Dieser gestielten und geflügelten Pfeilspitze ist es ganz offensichtlich einmal richtig warm geworden. Die zentral gelegene Erhebung an der Bruchstelle ist ein Merkmal thermischer Belastung.
Länge noch 17 mm, Gewicht: 1,3 g.