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Spät- und Endneolithikum zwischen Jülich und Düren

Das um 3500 v. Chr. beginnende Spätneolithikum ist im Rheinland wissenschaftlich schlecht erfaßt. Mangels sicher datierbarer Ausgrabungsfunde herrscht so etwas wie eine Wissenslücke über diese Zeit.
Das Rheinland und auch die Gegend um Jülich waren aber nicht unbewohnt. D. Schyle hat die Befunde der Lousberg-Grabung noch einmal aufgearbeitet und datiert die organischen Stoffe von dort mit Hilfe modernster 14C Analyse auf eine Zeit zwischen 3320 und 3110 calBC. Funde von Beilklingen aus Lousberg-Feuerstein sind in der Region wahrlich keine Seltenheit. Zieht man neben der Dauer des Bergbaus zusätzlich noch formenkundliche Gesichtspunkte bei der Altersbestimmungen in Betracht, so wird ein Großteil der Lousberg-Beile aus dem Spätneolithikum stammen. Eine Untersuchung von N. Kegler-Graiewski zeigt an Funden aus Nordhessen, dass Beilklingen mit schwacher lateraler Konvergenz jünger sind, als solche mit einer starken. Also sind spitznackige Beile meist älter als rechteckförmige. Viele der in der Region gefundenen Lousberg-Beile haben einen fast rechteckigen Umriß.
Querschneidende Pfeilspitzen gehören zum Standardinventar der spätneolithischen Kulturen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande. Auch im Rheinland tauchen sie regelmäßig auf. Als Einzelfunde tauchen auch ab und zu Pfeilspitzen mit Schäftungskerben auf, die man der Wartberg- oder der Seine-Oise-Marne-Kultur zuordnen könnte. Datierbare Keramik aus spätneolithischer Zeit wird allerdings nur selten gefunden. Für den Sammler ist sie auch nicht einfach zu finden und zu bestimmen, da es sich oft um unverzierte, grob gemagerte Ware handelt, die als einzelne Scherbe kaum auffällt. Wahrscheinlich darf man sogenannte Kragenflaschen exklusiv ins Spätneolithikum stellen

Ähnlich schlecht ist die Befundlage im Endneolithikum, das gegen 2800 v. Chr. beginnt. Die becherzeitlichen Bewohner der Region trieben kaum noch Ackerbau, sie lebten als Hirten und Viehzüchter. Bodenkundliche Untersuchungen beweisen, daß große Teile der Bewaldung durch Brandrodung niedergelegt wurden. Die Landschaft wird einen parkartigen Charakter gehabt haben, in der wenig seßhafte Menschen ihre Werden weideten. Vereinzelt kann man geflügelte und gestielte Pfeilspitzen finden, die in das Endneolithikum datiert werden.
Großsteingräber oder endneolithische Prunkäxte, wie sie in Norddeutschland in becherzeitlichem Zusammenhang verbreitet sind, gibt es in der Region nicht.

Um 2200 v. Chr. endete im Rheinland die Steinzeit und es begann eine neue Epoche. Langsam wurde der Werkzeug-Grundstoff Stein vom Metall verdrängt und Geräte aus Kupfer und Bronze begannen ihren Siegeszug. Steingeräte wurden aber auch weiterhin benutzt. Feuerstein-Pfeilspitzen waren noch bis tief in die Metallzeiten gebräuchlich. Feuer wurde auch weiterhin mit Feuerschlagsteinen entfacht und auch das gute alte Steinbeil tat noch lange seinen Dienst.

Auf unserer gedanklichen Raum-Zeitreise von München nach Köln oder von der Menschwerdung in die Jetztzeit haben wir bis zum Ende der Steinzeit schon 99,84% zurückgelegt. Die Menschen haben also eigentlich immer in der Steinzeit gelebt! Dem Früh haben wir uns auf einen Kilometer genähert. Den kümmerlichen Rest legen wir per pedes zurück...