Neolithische Beilklingen aus Felsgestein
Nachdem mit Ende des Mittelneolithikums die Dechsel aus Felsgestein aus der Mode kamen, blieb der Werkstoff Felsgestein aber auch weiterhin ein wichtiges Material zur Beilklingenherstellung. Der härtere Feuerstein ermöglichte zwar einerseits längere Standzeiten, die Beile mußten seltener nachgeschliffen werden, andererseits zerbrachen Beilklingen aus dem verhältnismäßig spröden Flint auch häufiger. Beilklingen aus Felsgestein waren auch kein Nischenprodukt, nach meiner eigenen Sammelerfahrung liegt das Verhältnis von Flint- zu Felsgesteinbeilen im Gebiet zwischen Jülich und Düren etwa bei 60:40.
Waren die Dechselklingen zu Anfang der bandkeramischen Zeit überwiegend aus Amphibolit hergestellt, so wurden zu späteren Zeiten fast nur noch Gesteine verwandt, die in der Region, meistens als Gerölle, vorkamen. Die Beilklingen des Jung- und Spätneolithikums bestehen überwiegend aus Quarzit, Wetz- und Tonschiefer. Amphibolite und Basalt sind seltener. Einzelfunde von Beilen, hergestellt aus Jadeit, Serpentinit oder Basalt deuten aber auch für diese Zeit auf überregionale Tausch- oder Handelsbeziehungen hin.
Meist wurden die Klingen in Picktechnik zugerichtet und anschließend überschliffen, es kommen aber auch Beile aus geeigneten langschmalen Geröllen vor, die nur im Bereich der Schneide bearbeitet sind. In der experimentellen Archäologie hat man die Herstellung von Beilklingen nachvollzogen. Kleine bis mittelgroße Beilklingen, die ein Großteil der Funde ausmachen, konnten in einer Zeit von 4 bis 6 Stunden hergestellt werden. Die Herstellungszeit von Beilen aus schwer zu bearbeitendem Material oder von aufwendig gestalteten Prunkbeilen war natürlich entsprechend länger (Kegler-Graiewski N. 2007).
Eine sehr große Beilklinge mit rechteckigem Querschnitt, dei man ins Spätneolithikum datieren sollte. Länge: 222 mm. Gewicht: 1100 g.
Bei dieser Beilklinge, gefertigt aus einem Quarzit-Geröll, ist nur der Bereich an der Schneide geschliffen, die übrige Oberfläche ist unbearbeitet. Das Artefakt hat eine Länge von 101mm und wiegt 206g. An diesem Stück wird der ehemalige Hersteller kaum länger als eine Stunde gearbeitet haben.
Eine vollständig geschliffene Beilklinge aus Quarzit mit gewölbt-kantigem Querschnitt. Das Stück hat eine Länge von 84mm und wiegt 165g. Der Fundort bei Jülich ist spätneolithisch geprägt.
Spätneolithische Beilklinge mit rechteckigem Querschnitt aus einem deutlich geschieferten, metamorphen Gestein. Der Fundort liegt im Gebiet des neolithischen Erdwerks von Jülich. Das Stück ist 70 mm lang und wiegt 90g.
Die Oberfläche dieser Beilklinge aus Quarzit ist nur im Bereich der Schneide geschliffen. Im Übrigen genügte die gepickte Oberfläche den Ansprüchen. Länge der Beilklinge: 127 mm. Gewicht: 495 g.
Es scheint, alshätte man dieses Beil nie fertiggestellt Die Oberfläche ist nur gepickt, die Schneide ist nicht scharf geschliffen. Länge: 97 mm, Gewicht: 244 g.
Literatur:
Fiedler L. (1979): Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland. In: Rheinische Ausgrabungen Band 19 - Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes III, Köln. 53-190.
Hoof D. (1970): Die Steinbeile und Steinäxte im Gebiet des Niederrheins und der Maas, Bonn.
Kegler-Graiewski N. (2007): Beile - Äxte - Mahlsteine. Zur Rohmaterialversorgung im Jung- und Spätneolithikum Nordhessens. Dissertation, Köln 2007
Matzerath S. (2005): Das mittlere Rurtal - eine jungneolithische Siedlungskammer im Schatten der Aldenhovener Platte. In: Archäologie im Rheinland 2006. 63-65
Pétrequin, P. u. A.-M; Errera M.; Klassen L. (2005): Naturwissenschaftliche Analysen an neolithischen Jadeitbeilen. In: Archäologie im Rheinland 2006. 58-60