Saint-Mihiel-Hornstein

Im Jargon der Archäologen handelt es sich bei Hornstein um silikatreiche mikro- bis kryptokristalline Sedimente , ähnlich dem Feuerstein. Der Unterschied: Entstammt der Feuerstein dem geologischen Zeitalter der Kreide, so ist der Hornstein älter, er entstand im Jura (vor ca. 201 - 145 Mio Jahren). Der Hornstein von Saint-Mihiel entstammt den Oxford-Schichten des Oberjura (vor ca. 160 Mio Jahren).

Wegen der Nähe des Rheinlands zu den Feuersteinvorkommen der Maastricher Oberkreide wurden hier fast alle Kieselgesteinartefakte aus Feuerstein hergestellt. Hornsteinartefakte sind überaus selten. Bei Artefakten aus feinkörnig grauem Silikatgestein, das im Rheinland in spätneolithischem Zusammenhang gefunden wird, könnte es sich um Hornstein vom Typ St. Mihiel handeln. Das Material ist vollständig opak und hat in geschliffenem Zustand eine taubengraue Farbe, glänzend wie Porzellan.

Das Material kommt in Knollenform vor, den sogenannten Chailles, bei denen sich die dicke Kalkrinde ohne scharfe Grenzen zum Innern hin zu hartem Hornstein verdichtet. Zielprodukte in den nahe bei den nicht allzu tiefen Bergwerksstollen liegenden Ateliers waren vornehmlich Beilklingen und schlanke Meissel. Die Radiokarbondaten ergeben eine maximale Laufzeit des Bergwerks von 3100 bis 2400 v. Chr (Guillaume 1987). Das stimmt mit der Zeitstellung der Oberflächenfundplätze mit St.-Mihiel Inventar im Rheinland überein. Man kann sie anhand der übrigen Funde ins späte Neolithikum datieren.

 

Oberflächenfund einer Hornsteinknolle beim ehemaligen Feuersteinbergwerk Saint-Mihiel.

Schneidenbruchstück einer Beilklinge  aus Hornstein vom Typ St.-Mihiel

Literatur:

Guillaume. Ch.  (1975):  Gisement  d'extraction  et  de  taille  de  silex  de  la «  Côte  de  B a r  »  à  Saint-Mihiel  (Meuse). In: Bulletin de  l'ACADEMIE  et  de  la SOCIETE  LORRAINES  DES  SCIENCES, Tome 14, Nr. 3, Nancy

Guillaume. Ch.  (1987): Les mines de silex néolithiques de la Meuse dans le contexte européen, Ed Musées de la Meuse