Rijckholt-Feuerstein
Rijckholt-Flint ist der bei weitem am häufigsten vorkommende Feuerstein auf den neolithischen Fundplätzen des Rheinlandes. Das gilt besonders für die ältere und mittlere Bandkeramik und das Jungneolithikum. Das Material wurde zuerst wohl von der Oberfläche abgesammelt oder im Tagebau gewonnen. Aus geologischer Sicht stammt er aus den Lixhe- und Lenaye-Schichten der Maastricher Kreide. Der Rijckholt-Feuerstein trägt seinen Namen nach dem gleichnamigen Ort südlich von Maastricht. Beim Ortsteil St. Geertruid bestanden etwa zwischen 3950 v. Chr. und 2650 v. Chr.auf einem Gebiet von 8ha Feuersteinbergwerke, in denen das Gestein aus 5 bis 12 m tiefen Schächten eingewonnen wurde. Die Gesamtförderung an Rijckholt-Flint wird über die Gesamtlaufzeit auf eine Menge von 19580t bis 23140t geschätzt. (Groot M.E.Th. de, 1991, 1998; Felder u. Rademakers 1998). Aus dem Feuerstein wurden in lokalen "Ateliers" überwiegend Klingen, große Abschlagkratzer und Vorprodukte für Beilklingen hergestellt. Man rechnet mit einem Ausstoß von etwa 25000 Klingen und Beilen im Jahr. (Felder 1998). Über die gesamte Laufzeit wären das 12,5 Millionen Feuersteinprodukte. Sie wurden bis in große Entfernungen verhandelt.
Im Bereich des Bergwerksgebiets wurden einige Schächte ausgegraben und durch einen horizontalen Stollen verbunden. És stellte sich heraus, daß es die neolithischen Bergleute im Wesentlichen nur auf eine einzige der 23 feuersteinführenden Schichten des Kalksteins von Lanaye abgesehen haben: auf die Schicht Nr. 10. Sie liefert das Material der höchsten Qualität.
Im Berggwerksgebiet, aber auch weit davon entfernt, wurden Depots mit Rijckholt-Klingen gefunden, die nachweislich von einem einzigen Kernstein stammen. Restkerne sind hingegen weder nahe der Mine, noch in den entfernter liegenden Siedlungen in entsprechender Menge zu finden. Vielleicht sind sie als Werkzeuge zur Feuersteingewinnung genutzt oder zu Beilrohlingen verarbeitet worden. Die Halbfabrikate für Beilklingen wurden erst beim Endabnehmer fertig zugerichtet und geschliffen.
Die umfassendste Beschreibung des Rijckholt-Feuersteins stammt von Marjorie de Grooth (Groot M.E.Th. de, 1998-1).
"Die Feuersteine aus Schicht 10 des Kalksteins von Lanaye sind knollenförmig; Länge, Breite und Dicke betragen i.a. mindestens 20 cm. Die Knollen besitzen eine große Vielfältigkeit an Textur und Farbe und auch der Abmessungen, Form und Farbe der mit bloßem Auge sichtbaren Einschlüsse. Diese Unterschiede treten oft in einer einzigen Knolle auf, wobei die Übergänge allmählich sind.
Die Farbe variiert von sehr dunkel bis sehr hellgrau, beide manchmal mit einem leichten Blauschimmer. Die hellgrauen Partien sind oft teilweise hell/dunkel zoniert. Die Oberfläche der artifiziellen Spaltflächen ist glatt aber nicht glänzend; die Textur ist überwiegend feinkörnig. Die dunkelsten Stellen können "glasartig" sein, d.h. sie sind einigermaßen durchscheinend, was besonders an den Rändern von Klingen und Abschlägen zu sehen ist. Bei Weitem das meiste Material ist allerdings opak.
Die wichtigsten Einschlüsse sind:
- Gruppen schwarzer und weißer runder Tupfen (<1mm).
- Kleine und mittelgroße (> 1 mm, < 10mm) runde bis ovale Flecken, hellgrau bis weiß, glatt mit der gleichen Textur wie die Matrix.
- Kleine bis mäßig große (>1mm, <10mm) runde bis ovale Flecken, dunkelgrau bis schwarz, glatt und manchmal glasartig.
- Große (>10mm) Flecken, rund bis unregelmäßig, scharf abgegrenzt, hellgrau bis weiß, Textur rauher als die Matrix.
- Mittelgroße und große (5 - 50 mm) ringförmige Flecken, rund bis unregelmäßig in der Form, mit einem glatten weißlichen Außenring und einem glatten, hellgrauen Kern.
- Verschwommene große hellgraue Flecken.
Die natürlichen Sprungflächen tragen oft eine dünne Eisenoxydlage, entstanden durch eisenhaltiges Grundwasser. Bergfrische Stücke haben eine dünne, schmirgelpapierähnliche Cortex von weiß-gelber oder hellbraun-gelblicher Farbe."
Es ist bis heute nicht möglich, bergmännisch gewonnenen Feuerstein aus Rijckholt eindeutig von dem aus Spiennes oder Jandrain-Jandrenouilles zu unterscheiden.
Jungneolithische Klinge aus Rijckholt-Flint mit typischen Einschlüssen
Ein weiteres Merkmal sind die häufig auftretenden konzentrischen Zonierungen, die sich um Fehlstellen im Flint bilden
Direkt unterhalb der Rinde kann man oft eine dunkle, glasige Zone beobachten. Dieser Kratzer trägt eine ganz leichte braune Feuchtbodenpatina, das Merkmal ist aber gut zu erkennen.
Rijckholt-Feuerstein mit einer von Quarzkristallen bedeckten Kluft
Feuerstein aus den Lanaye-Schichten findet sich nicht nur im Bergbaugebiet von Rijckholt-St.Geertruid, sondern in Residuallagerstätten der ganzen Region. Bekannt sind z.B. die von Mheer und Banholt. Dieses Material ist, besonders wenn es bereits zu Geräten verarbeitet wurde, nicht vom bergmännisch gewonnenen zu unterscheiden. Manche Stücke aus Banholt scheinen jedoch aus sehr eisenhaltigem Milieu zu stammen. Die äußere Schicht kann mehrere cm tief braunrot verfärbt sein, was zur Verwechslung mit Lousberg-Feuerstein führen kann.
Literatur:
Felder, P.J. (1971) in: Nederlandse Geologische Vereniging (Hrsg.), Eerste Internationale Symposium over vuursteen, Maastricht
Felder, P.J. (1980): NL 2 Valkenburg, Prov. Limburg. In: Weisgerber, Slotta, Weiner (Hrsg.) 5000 Jahre Feuersteinbergbau, Bochum, 568-572.
Felder, P.J. u. P.C.M. Rademakers (1998): Het spel met getallen nogmaals gespelt. In: P.C.M Rademakers (red.): De prehistorische vuursteenmijnen van Ryckholt-St. Geertruid. Heerlen, 295 - 297.
Groot M.E.Th. de (1991): Socio-economic aspects of Neolithic flint mining: a preliminary study. Helinium 31, 153 - 190
Groot M.E.Th. de (1998-1): Archeologische beschrijvingen van de Ryckholt-Vuursteen. In: P.C.M.Rademakers (red.): De prehistorische vuursteenmijnen van Ryckholt-St. Geertuid. Heerlen, 160 - 161
Groot M.E.Th. de (1998): De duur van de exploitatie. In: P.C.M.Rademakers (red.): De prehistorische vuursteenmijnen van Ryckholt-St. Geertuid. Heerlen, 289 - 294.
Weisgerber, G., Slotta, R. and Weiner, J. (eds). 1980. 5000 Jahre Feuersteinbergbau: die Suche nach dem Stahl der Steinzeit. Bochum, Deutsches Bergbau-Museum. Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum 77. Stelle NL 1